Danelectro Fab Tone

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Batz Benzer
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Danelectro Fab Tone

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 7. Mai 2021, 21:36

Mhua-ha-har-harrr, unglaublich, wie sackdoof ich manchmal sein kann: Da habe ich doch glatt das gleiche Pedal nochmal gekauft!!! :mad01: :o

Aber woher soll man es denn auch wissen; optisch könnten die beiden ja gar nicht weiter auseinander liegen!

Doch vielleicht fange ich lieber mal letzte Woche an. Da habe ich nämlich damit begonnen, mich schwer für die ollen Danelectro-Pedale zu interessieren; speziell die ersten beiden Verzerrer, der Daddy O. und der Fab Tone, rückten in den Fokus meines Interesses.

Also ein wenig gejagt und entsprechend YT-Videos gelauscht, was ein Fab Tone zur Folge hatte, welches dann auch heute eingetroffen ist.

Bild

(Bildquelle: Media-Guitarcenter)

In der Zwischenzeit habe ich jedoch weiter recherchiert und feststellen dürfen, dass es da draußen hartnäckige Gerüchte gibt, die besagen, dass es sich beim Fab Tone ebenso um den Klon eines bekannten Pedals handelt wie der Daddy O. eine Kopie des ersten Marshall Guv'nors darstellt.

Hätte ich das vor meinem Kauf gewusst, hätte ich mich zurückhalten können, da ich die Vorlage nämlich bereits besitze. :roll:

Habe ich aber nicht, und jetzt isser da. Was ich in der Wartezeit nicht bereut habe, schließlich liebe ich es, Gerätschaften direkt miteiandner vergleichen zu können, um aus erster Hand zu wissen. ;)

Und zumindest optisch ist Reue ebenfalls kein Thema: Das schwere Guss-Gehäuse in Oxblood kontrastiert stilecht zum Creme des Bedienfeldes, in dem vier "fimschige" (wie der Rheinländer etwas arg dünn Geratenes nennt), aber feste Regler silberner Farbe für Volumen, Bass, Höhen und Fab = Gain sorgen; rückseitig gibt es In, Out wie den 9V-Anschluss.

Tolle 50s-Optik, die mir schwerst zusagt, anderen hingegen ein Dorn im Auge ist, wie ich mich auf Diets guitartest.de-Seite überzeugen konnte. :prost:

Nach den Swinging Sixties hingegen klingt der Name "Fab Tone" für mich; gemeint ist dann doch wohl eher das, was in den 90ern "fab", angesagt war, als dieser Verzerrer das Licht der Welt erblickt hat. Und was war das am meisten verkaufte Zerrpedal der Neunziger? Na...? 8-)

Richtig, DOD, bzw. Digitechs Grunge! Der Grunge stand hier nicht bloß Pate, das ist eine 1:1-Kopie, so dass ich mir weitere Worte ersparen und auf eben jenes Review verweisen, bzw. es hier zitieren möchte:
Meines Erachtens fällt der Digitech Grunge ganz klar in die Kategorie Metal-Distortion! Selbst wenn Gain am Minimum klebt, hat das Ding ordentlich Zerre, mit der Paula reicht es da bereits zum amtlichen Brett!

Es hat aber auch eine Betonung in den oberen Mitten, die es... "künstlich" klingen lässt, was immens schade ist, da der Grundklang eigentlich voll und extrem harmonisch ist und die Klangreglung darauf keinen Einfluss hat; Single Coils neigen dabei zum stärkeren Näseln im Vergleich mit Humbuckern. Die gute Nachricht: Im Metal-Gewerbe ist das Genre-typisch und daher, natürlich je nach Geschmack, kein Manko, außerdem setzt sich dieser Sound in jedem Mix gnadenlos durch!

Mich erinnert dieser Effekt an den Schenker-Trick: Es klingt nach einem Wah, das in einer oberen Mitten-Stellung "festgefroren" ist.

Kann man mit diesem Notch-Sound leben, ist der Grunge eine superharmonische, ultrafette ProCo Rat mit funktionierender Klangregelung inklusive Fullrange-Bassbereich und keinerlei Verfuzzung auch bei höheren Gainstufen. Und die Idee alleine ist schon mal Gold wert: Die Ratte so in Szene zu setzen, dass sie zeitgemäß und nicht flach wie undynamisch mit entweder zu wenig Bässen oder zu viel Höhen daher kommt, kann nicht verkehrt sein.

Ich verstehe jetzt jedenfalls, warum ihn manche unserer Zunft für den schlechtesten Verzerrer aller Zeiten halten: Wenn man den Mitten-Notch, diese übergroße haifischflossenförmige Michael Kessler-Nase, einfach nicht gut hören kann, ist das Ding automatisch subjektiver Müll!

Wenn man diesen jedoch zu nehmen weiß - das Runteregeln der Höhen auf ca. 9h hilft hier schon mal -, bleibt ein harmonisch auflösender Wall of Sound-Hi-Gain-Distortion, der den Gitarristen bis auf Wolke Neun zu George Harrison trägt und Pinch Harmonics wie Obertöne aktiv fördert: Shred as shred can!
Bleibt die Frage, ob es tatsächlich keine klanglichen Abweichungen gibt: Jein. Soll heißen: Ja, es gibt eine, die aber meiner Erfahrung nach der Bauteiltoleranzen geschuldeten, ganz normalen Serienstreuung eines Serienpedals entspricht; wir sollten sie also nicht überbewerten, zumal Einzelfall.

Tatäschlich klingt das Fab Tone etwas offener, aggressiver, frischer, mit höherer Saitentrennung und minimalst weniger "notchig" als der Grunge, der dafür kompakter, mittiger, wärmer und süßer tönt.

Alles andere ist tatsächlich identisch; gleiche Potistellungen haben gleiche Sounds zur Folge.

Rein mechanisch hat der Fab Tone allerdings eine Schwachstelle, und das sind die Klinkenbuchsen aus Plastik; so etwas nicht ist wirklich für die Ewigkeit gemacht! Andererseits hat es bereits für 24 Jahre gereicht... ;)

Fazit: Wo "Fab Tone" draufsteht, ist der Grunge drin; so einfach isses. Witzigerweise hat der Grunge einen eher schlechten Ruf, das Danelectro-Aggregat hingegen gilt als Sleeper, als Geheimtipp, welches aktuell noch günstig zu haben ist.

Lieben Gruß,

Batz.

PS: Und hier noch der gespielte Witzm mal drei; viel Vergnügen:





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Re: Danelectro Fab Tone

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 8. Mai 2021, 14:06

Ich spiele jetzt mit Unterbrechungen seit bestimmt 4h auf den beiden Pedalen, die mit Bass 13h, Höhen bei 9.45h und Gain bei Linksanschlag gleich eingestellt sind und wechsle immer fleißig hin und her: Mann, mach das einen Spaß! :boing02:

So ein Fab Tone, bzw. Grunge trägt den Gitarristen derart, dass man ohne jeglichen Kraftaufwand viele lustige Stunt Guitar-Kapriolen à la Steve Vai, Eddie Van Halen und Co. schlagen kann.

Und natürlich treten die oben beschriebenen Unterschiede zwischen den beiden Probanten mit der Zeit immer deutlicher zutage, wenn man sich denn auf diesen Mikrokosmos einlassen mag; ich neige aktuell mehr dem Fab Tone zu, aber nicht genug, um auf die Vorzüge des Grunge jetzt schon verzichten zu wollen. ;)

Dabei hat das Digitech-Pedal ja sogar noch ein As im Ärmel in Form des Mixer-Outs, mit dem direkt ins Pult gespielt werde kann; ich habe es bis heute nicht ausprobiert, weil es mich schlicht nicht genug interessiert hat.

Was ich vollkommen unterschätzt habe, ist die psychologische Wirkung der Verpackung, hier des Gehäuses: Das Danelectro macht in Summe einen weniger künstlichen Eindruck auf mich! - Was ich wohl geistig auf den Ton übertrage, bzw. den klanglich vorhandenen Unterschied überhöhe und gleichzeitig wie durch einen Filter soundtechniche Formaten anders auslege. Und mich dann dabei erwische; das Auge spielt eben mit, so dass das Ohr das Image des Pedals hören kann! :tuete01: ;)

So, muss dringend weiterspielen, da Erkenntnisverdichtung, welches der beiden bleiben wird, in absehbarer Zeitspanne erwünscht ist. :mrgreen:

Liebe Grüße,

Batz. :smoke01:

PS: Hier nochmal der Link zum Soundschnipsel aus meinem Grunge-Test: https://www.dropbox.com/s/5udfx4k4zjm95 ... e.wav?dl=0
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Re: Danelectro Fab Tone

Beitrag von Wizard » Samstag 8. Mai 2021, 19:20

Interessantes Review, Micky! :thumbsup03:

Auch ich hab heute Nachmittag stundenlang gespielt; mir ging es um den (erneut) neu integrierten Daddy O Overdrive, den ich jahrelang nicht
mehr gespielt habe. Was für ein tolles Teil, geile Frequenzen und richtig saftig bei Gain um 2 Uhr und mehr. Den Dan Echo eingeschleift - wunderbar.

Mein Gott, die meisten hier haben doch ebenfalls so einiges in petto - da tun sich manchmal zwar nicht direkt Welten auf aber neue Erkenntnisse
über Pedale, die man lange vernachlässigt hat.

Der Fab Tone ist ein Geiler :P , den hätte ich mir seinerzeit auch zulegen sollen. Und wie alle aus dieser Serie tolle Optik und schwer wie Blei :mrgreen:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

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Re: Danelectro Fab Tone

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 8. Mai 2021, 19:27

Danke Peter; ein Daddy O. wird sich nächste Woche auf den Weg nach Bonn machen. 8-)
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Re: Danelectro Fab Tone

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 15. Mai 2021, 17:43

Es gibt übrigens zwei weitere Klone aus demselben Haus:



Und: https://youtu.be/h3uslC5zwn0?t=188

:rofl:
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