Game Changer: Flamma Preamp FS06

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
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Batz Benzer
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Game Changer: Flamma Preamp FS06

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 5. Juni 2021, 13:14

Meine letzten Pedal-Tests waren allesamt als "blast from the past" zu bezeichen, da ich Equipment längst vergangener Zeiten vorgestellt habe mit der Fragestellung, ob diese auch im Hier und Jetzt noch Relevanz besitzen.

Das traf dann auch auf die meisten zu, was nicht weiter verwundern darf, da wir Gitarrsiten als konservativste Musiker überhaupt ja ganz grundsätzlich auf Sounds aus der Vergangenheit stehen, was wohl auch der Grund dafür ist, dass wir so häufig alten Wein in neuen Schläuchen serviert bekommen... und kaufen! ;)

Jetzt jedoch kommt ein echter Game Changer, ein Modeling-Pedal, das modernste Techniken nutzt, um wirklich Verstärker-gleiche Klangwelten plus entsprechendem Spielgefühl im Kleinstformat anzubieten und den Namen "Amp In A Box" ernsthaft verdient hat, und das gleich mehrfach. Klingt vielversprechend? - Na, dann man ran...:

Bild

(Bildquelle: Guitargearfinder.com)

Flamma heißt der chinesiche Hersteller, der mir vor kurzem noch unbekannt war und den ich beinahme unter all den Mooers, Donners, Movalls, Tone Citys, Calines, etc. verortet hätte. Damit hätte ich ihm jedoch insofern Unrecht getan als sich Produkte dieses Herstellers tatsächlich durch eigene Sound-Designs und Bedienungs-Kniffe von den Mitbewerbern abzusetzen verstehen.

Via AliExpress kosten Preamp, Delay und Reverb jeweils knappe 60€; was sie für diesen Preis qualitativ zu leisten in der Lage sind, geht auf keine Kuhhaut! :shock:

Das möchte ich heute gerne anhand des Preamps belegen; gleich sieben unterschiedliche Amps, und diese jeweils in zwei Kanälen, bietet das Flamma:

Bei "Deluxe Blues" handelt es sich um einen Fender Deluxe Reverb, "AC31" ist der Vox AC30, "Coral Reef" steht für Two Rock Coral, "Plex 50" haut 'nen Marshall Plexi raus, "Blue Eye 100" bietet den Klang des Friedman BE-100, "MB 5th GEN" basiert auf dem Mesa/Boogie Mark V und "HVE 5150" macht Dir den EVH/Peavey 5150.

Heidewitzka, das sind mal Ansagen! - Und das alles in so einer kleinen Kiste, ausgestattet mit Potis für Bass, Mid, Tre, Level und Gain, einem beleuchteten Taster für Save und Select, einem Fußschalter nebst dreier LED-Schlitze, In, Out und 9V-Anschluss.

Die Bedienung ist hier ganz besonders ausgefuchst: So kann man z.B. den Fußschalter sowohl zum Ein- und Ausschalten als auch für den Kanalwechsel benutzen; zum jeweiligen Funktionswechsel muss der Schalter nur eine Sekunde gedrückt werden.

Habe ich die sieben Speicherplätze bereits erwähnt? - Es lässt sich also der Lieblingsssound mit jedem Verstärker-Model abspreichern.

Ach, und wo wir schon einmal dabei sind: Der Flamma Premap hat abschaltbare Amp-Simulationen, so dass er sowohl vorm Amp als auch live oder im Studio direkt ins Pult genutzt werden kann.

So viel zu Äußerem und Theorie; entscheidend ist jedoch die Praxis:

Gleich das Modedling des Fender Deluxe Reverb setzt Maßstäbe: Das habe ich schlicht noch nie besser gehört und gefühlt! Aus meinem Blackheart Little Giant wird tatsächlich ein atmender 6V6-Amp, es klingt und fühlt sich 100%ig nach einem sehr reaktiven Fender-Röhrenverstärker! :sabber:

Das haben schon sooo viele Pedale - ich muss gerade an das Boss 65 Deluxe Reverb denken - versprochen; hier kann ich es das erste Mal ohne Abstriche nachvollziehen. Und auch wenn man das Vorbild vergisst oder es einem schnurz ist, hat man einen 1a-Clean-Klang, bzw. angerotzt im zweiten Kanal; jau auch das taugt voll und ganz! :thumbsup03:

Das kenne ich zwar in virtueller Recording-Form, aber vorm Amp...? - Ich bin echt sprachlos vor Begeisterung!

Hier könnte bereits Schluss sein, und die 60€ hätten sich voll und ganz gerechnet. Das Flamma hat jedoch noch gar nicht wirklich angefangen...

Kommen wir zum AC30. Okay, mein Amp ist eine Mischung aus Marshall und Vox, so dass es der Preamp mit dem romantischen Namen... äh, "Preamp" hier leicht hat, entsprechend wenig Abweichung zu meinem Standard-Sound, mehr Klingel.

Coral Reef bietet Dumbliges; da ich das Original nicht kenne und auch sonst keinerlei Affinität zum Dumble-Sound habe, höre ich hier einen befreit offen agierenden, stabileren und höhergainigen AC30 mit Fender-Anteilen.

Plex 50 bietet dann alte Marshall-Sounds vom Allerfeinsten, von clean über angebritzeltes bis hin zum vollen Brett, und wird dem Vorbild in meinen Ohren 100%ig gerecht. :sabber: :sabber:

Die Friedman-Simulation ist hingegen für moderne(re) Marshall-Klänge ausgelegt, JCM800 und mehr; das gefällt mir irre gut und entspricht voll und ganz meinem Geschmack, so dass auch für dieses Model gilt, dass es alleine den aufgerufenen Preis wert wäre. :sabber: :sabber: :sabber:

Mesa/Boogie ist nicht meine Welt, und dennoch gefällt mir auch dieses flexible Model; von clean bis zum klassich-näselnden Vollbrett gibt es hier die Signature-Sounds aus USA.

Zum Schluss mein persönliches Highlight, ein High Gain-Modeling, welches dem EVH, bzw. Peavey 5150 nachempfunden wurde: Druck, Druck, Druck!!! Gain bis zum Abwinken, Obertöne, Chug... die perfekte Spielwiese für Saitenhexxer und harte Jungs! :sabber: :sabber: :sabber: :sabber:

Wirklich beeindruckend ist die durchgängige klangliche Dreidimensionalität; das fühlt sich weder nach Model noch Pedal an, das atmet, schmatzt und reagiert wie ein echter Amp. :thumbs:

Hätte ich den Flamma Preamp vor all jenen MiaB-Reviwes gehört, wäre mein Urteil bezüglich dieser Pedale wohl weniger enthusiastisch ausgefallen: Der hier kassiert sie alle ein, und zwar klanglich und haptisch! ;)

Jetzt kommt der Teil, bei dem ich es dem ein oder anderen wohl schwer machen werde, mir zu folgen, aber sei's drum: Das, was mir Line6 mit seinen Aggregaten immer wieder versprochen hat, wird hier endlich gehalten: Authentische Amp-Sounds, die ich entweder wiedererkenne oder unabhängig ihrer Bezeichnung echt gerne mag und spiele! :thumbsup02:

Und alles das sowohl vorm Amp als auch direkt ins Pult bei so wenigen Bedienelementen: Endlich wird auch für mich dieses Versprechen wahr! :banana01:

Im folgenden Demo führt Brett Kingman souverän wie gewohnt durch die klanglichen Möglichkeiten des Preamp; hearing is believing:



Und ganz genau so klingt das auch bei mir zuhause! - Wiederum etwas, was ich von Line6-Geräten her nicht kenne.

Natürlich, ähnliche Möglichkeiten bei entsprechender Klanggüte gibt es schon länger im allgemeinen Angebot, aber eben nicht in solch kleinem Package mit seinen sehr überschaubaren Regelmöglichkeiten zu solch einem Preis; das ist meines Wissens einmalig!

Zum Schluss die üblichen Standards: Bearbeitung super, Nebengeräusche jeweils angemessen, das Arbeiten mit dem Gitarren-Volumen funktioniert vorbidlich.

Fazit: Eierlegende Wollmilchsau für einen Bruchteil des Taschengeldes gefällig? - Flamma can do: Preamp verfügt über insgesamt 14 Soundangebote, die den eigenen Bedürfnissen ebenso wie dem Einsatzgebiet - vorm Amp, Recording, Live - perfekt angepasst werden können. :thumbs:

Nachteile konnte ich beim besten Willen keine finden; das PLV ist wirklich absolut sensationell und der Grund dafür, dass ich mich in den nächsten Tagen und Wochen von ein paar musikalischen Wegbegleitern equipmentären Charakters trennen werde. :mrgreen:

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:

PS: Hier bin ich übrigens auf die Firma aufmerksam geworden; die anderen beiden Pedale sind auch nicht zu verachten, der Reverb steht auf meiner Wunschliste, was bei einem Hall-Hasser wie ich es bin echt was heißt...:

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Re: Game Changer: Flamma Preamp

Beitrag von FretNoize » Samstag 5. Juni 2021, 13:19

Wow, das hört sich aber begeistert an! Ich hör nachher mal mit Kopfhörer rein. Herzlichen Glückwunsch ;)
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Batz Benzer
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Re: Game Changer: Flamma Preamp

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 5. Juni 2021, 13:43

So isses, Holger! :thumbsup03:

Ja, mach' das bitte mal; Deine Meinung interessiert mich sehr! :prost:
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Re: Game Changer: Flamma Preamp

Beitrag von tommy » Samstag 5. Juni 2021, 13:49

Boah ey, was für ein Leckerschmecker Nervösmachreview!

Was mir bislang zu meinem Set immer noch fehlte, war eine vernünftige Amp Simulation, vor allem für direkt ins Pult. Und jetzt kommst Du Nase mit diesem Teil ums Eck und erzählst mir, dass es diese äusserst hochwertige Option für ein kleines Taschengeld gibt! :thumbsup02:
Hammer!

Denn wüllt we mol! :D

:danke: mein Goldlöffelchen!
LG, Tommy


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Re: Game Changer: Flamma Preamp

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 5. Juni 2021, 13:52

:prost: Immer gerne; jetzt hoffe ich natürlich, dass es Dir auch taugt. ;)

Wenn Dich die Demos-Videos überzeugen können, wirst Du nicht enttäuscht sein. :thumbsup03:



PS: Ich musste übrigens versprechen, mit dem Posten des Reviews solange zu warten bis Kumpel Olli seine Bestellung auf den Weg gebracht hat... 8-)
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Re: Game Changer: Flamma Preamp

Beitrag von tommy » Samstag 5. Juni 2021, 14:17

Sodele, habe bestellt. Über Reverb aus Düsseldorf, hoffentlich ohne lange Versandzeit. ;)
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Re: Game Changer: Flamma Preamp

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 5. Juni 2021, 14:21

:lol: :thumbsup03:

Na, dann bin ich ja mal gespannt, was Du sagen wirst... ;)
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Re: Game Changer: Flamma Preamp

Beitrag von Magman » Samstag 5. Juni 2021, 14:24

Holla, das Tool klingt ja wirklich begeisternd - danke für dein Review und auch für‘s GAS anmachen lieber Micky :mrgreen:

Ich wäre nicht ich, wenn ich das nicht testen wollte. Mal sehn wo ich das ordere.
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

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Re: Game Changer: Flamma Preamp

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 5. Juni 2021, 14:34

Das freut mich wirklich sehr und zeigt mir, dass Ihr den Flamma Preamp offenbar ähnlich einschätzt; hoffentlich kann er das auch in Eurem jeweiligen Klanguniversum beweisen. :prost:

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Re: Game Changer: Flamma Preamp FS06

Beitrag von tommy » Samstag 5. Juni 2021, 20:24

Habe mir jetzt die Brett Kingman Sounds über gute Kopfhörer angehört.

Wow! Die Spannung steigt! :thumbsup02:
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