Herrgott, für 89 Ocken kann das einerseits nix sein, andererseits kann man aber auch nix falsch machen.
Die Selbstberuhigung, dass eine Tele auch optisch zum Telebass passen muss, hat mal überhaupt nicht geklappt. Fiesta Red und Candy Apple Red metallic vertragen sich mal gar nicht, egal, denn der Kirmesappel ist ein wunderschöner Hingucker, ein geiles Burgunderrot und ohne Fehl und Tadel lackiert.
Die Hardware einer Tele ist ja nun auch keinen Hexenwerk, dass sie ein Toploader ist, versteht sich bei der Preislage von selbst. Die Mechaniken sind tatsächlich schon "guter Billigstandard", also gekapselt und nicht in gedrückten Blechkappen frei herum floloppend. Sattel ist billigstes Plastik, aber erstaunlich gut gekerbt, Potis laufen besser als gedacht, der Schalter ist sehr klapperig, mal sehen wie lange der hält. Die Reiter sind leider nicht kompensiert, da werde ich vielleicht noch mal die Göldo Messingbrückchen montieren.
Jetzt bin ich ja eigentlich absolut keine Telefan, aber irgendwie kam es mir in den Sinn, dass man etwas Twang im Hause braucht und ich bin beim Auspacken positiv überrascht. Sattelhöhe, Halsbiegung, sogar Intonation (Tele halt..) gut und brauchbar eingestellt. Saitenlage kurz optimiert und man hat ein erstaunlich gut spielbares und wohlklingendes Instrument in der Hand. Wirklich klasse Hals, keine störenden Bundenden, obwohl der Fretjob optisch wirklich recht krude ist, Bünde müssen - natürlich - einmal poliert werden. Die macht einfach Spaß.
Halspickup etwas angleichen, der war ab Werk deutlich zu leise, in Mittelstellung gibt es einen Humbucking Effekt. Soundvergleiche fallen schwer, weil ich doch noch nie ernsthaft eine Tele in den Flossen hatte, aber es ist definitv "kerniger" als eine Strat und an der Bridge will man einfach Status Quo Songs spielen. Der Halstonabnehmer klingt erstaunlich rund und warm, dabei natürlich immer weniger mulmig als die doppelspuligen Kollegen. Das Sustain ist nicht überragend, aber völlig okay, hier erwartet wohl auch niemand eine singende Paula. Aber auch clean gibt es hier einen guten Allroundsound, allerdings nicht mit der erwarteten Ausrichtung auf Chicken picking im Fransenhhemd. Mehr so'n Otto Normalverbraucherclean ohne besondere Merkmale.
Die Saiten sind erwartungsgemäß der übliche Schrott, aber da ja sowieso die Bünde poliert werden müssen: Schiet dropp! Zusammenfassend eine durchaus brauchbare Gitarre, Einsteiger können damit wirklich einsteigen statt vergrault zu werden, für mich ist es gelungenes Spaßteil, in nächster Zeit wohl meine Wohnzimmergitarre und als Backup im Proberaum auf jeden Fall tauglich. Noch ein paar Amps durchtesten und wenn sich noch nennenswerte Neuigkeiten finden, teile ich die hier mit. Nuja, 90 € sind ein Kinoabend...oder aber 'ne nachhaltigere Bespaßung als James Bond, zumal der ja wohl am Ende draufgeht.
