Review: Blackstar HT Stage 60 Mk II

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Paulasyl
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Review: Blackstar HT Stage 60 Mk II

Beitrag von Paulasyl » Dienstag 17. Mai 2022, 22:07

Da es der Gerät trotz ausgelaufener Serie immer noch zu kaufen gibt, habe ich mich entschieden, doch ein Review zu verfassen. Immerhin: Es gibt auch viel zu erzählen zu diesem Combo in der 1x12" Version mit einem Celestion 70/eighty.
Zum Aufbau: ein Waschechter Dreikanaler mit halboffener Bauweise mit allem Piffpaff, ich gehe am besten der Reihe nach durch und merke Besonderheiten oder eigene Beobachtungen direkt am Bauteil an.
- EIn Input, also nix Impedanzwahl
- Clean Kanal Wahlschalter samt grüner LED
- Clean Volume, von der Funktion her wie die Preamp Volumes an alten Marshalls, dreht man den auf, kommt man ganz schnell in AC/DC Gefilde, für klingelclean also nur vorsichtig dosieren
- Clean Voice Schalter, auch mit grüner LED, macht wie bei allen anderen Kanälen ein anderes Voicing verfügbar, das grob mit einer etwas anderen Dynamik und anderen EQ Settings sowie einer leicht anderen Gainstruktur aufwartet, in allen Kanälen wirken diese Voices moderner und knackiger.
- Clean Bass
- Clean Treble Die EQ Sektion greift recht beherzt ein, ist aber dabei sehr abhängig von der verwendet Box/Speakerkombi, dazu mehr im Resümee

Übereinander folgen nun die entsprechenden Kanalwahlschalter, die Gainregler, die Volumeregler und die Voiceschalter für die Kanäle OD1 und OD2, dann die gemeinsam von beiden Zerrkanälen genutzte EQ-Sektion aus
- Bass
- Middle
- Treble
- ISF ISF soll ein Klangfeature sein, dass den stufenlosen Übergang zwischen britischer und amerikanischer Röhrenampart ermöglicht. Muss man selber gehört haben, aber ich finde, es geht von knackig midscooped zu verwaschen mumpf-mittig. Ich habe das auf allen Blackstar Amps immer ca. in der Mitte.

Selbst bei OD1 geht direkt ab Regelwegbeginn schon ordentlich was in Bezug auf Zerre, man muss schon sehr verhalten spielen um den noch wirklich clean zu kriegen. Bei OD2 gibt es dann mehr als man je brauchen wird, der Kanal ist in meinen Augen insgesamt etwas mehr auf Lead ausgelegt als auf Rhythm, also nicht nur mehr Zerre, sondern voller und singender. Eine passende Lautstärkeabstimmung zwischen den Kanälen kann man so gut und einfach realisieren.
Die LEDs der Kanäle sind der Übersichtlichkeit halber in orange bzw. rot gehalten, man sieht also am Amp sofort, welcher Kanal aktiv und welche Voice gewählt ist. Das Verhalten des Fußschalters kommt dann bei diesem Thema noch einmal zur Sprache.

- Reverb regelt die Intensität der Zumischung von zwei möglichen Hallsorten, schaltbar nur per Footswitch, ohne diese einfach abdrehen. Schon jetzt: Ich finde den Hall klasse, klingt 1a und erübrigt Pedale
- in der Mastersektion gibt es an dieser Modellvariante nur Presence und Mastervolume, die 2x12" Version und der 100W Head haben noch Resonance an Bord.
- Leistungsreduktion hier kann per Knopfdruck zwischen den nominellen 60 und optionalen 6 Watt geschaltet werden. Doch Vorsicht: Die Zerre bekommt ein Sizzle obendrauf, der Amp wird deutlich komprimierter und zerrt früher/mehr. Das wäre noch zu verkraften, was mich aber wirklich stört, ist die Tatsache, dass die zweiten Voices in allen Kanälen viel lauter sind als die jeweils ersten. Das passiert in der 60 W Stellung nicht. Meine Empfehlung daher aus o.a. Gründen: Bei 60 Watt lassen und Master runter, wird auch leise genug, klingt und funktioniert aber viel besser.
- Pilot Light
- Standby Toggle Switch
- Poveronow Switch

Auf der Rückseite finden wir
- Hauptsicherung
- Kaltgerätenetzanschluss
- HT Sicherung

- Speaker Outs für 16, 8 und 2x16 Ohm. Vieröhmer müssen leider draussen bleiben.

- Einen D.I. Out mit Speakersimulation den ich noch nicht probiert habe.
- Einen ebenso simulierten Line Out / Headphone Klinkenanschluss, den ich von anderen Blackstars kenne und schon oft erfolgreich beim Recording eingesetzt habe. Guter Pegel, klasse Sound.
- einen Umschalter für die Simulation zwischen 1x12" und 4x12", ich bevorzuge die deutlich druckigere 4x12" Variante.

- Reverb Dark/Light Umschalter, das Handbuch faselt was von Room oder Plate, klingen beide gut und man entscheidet einfach nach Laune, piepegal, was es sein soll.

- Loop Level Wahlschalter, zwischen +4 dBV und -10 dBV, damit sollte man für nahezu alle Tretschachteln etc. gewappnet sein.
- Send
- Return wobei ich noch nicht probiert habe, ob der auch als Power Amp in geht.

- Kensington Schloss Buchse (sic!)

- 5-way Footswitch, diese Variante kostet 'nen schlappen Hunni extra, war bei meinem Gebrauchtkauf aber dabei (deswegen waren 450 € samt neuer Endröhren auch ein solches Schnäppchen). Damit geht dann plötzlich nochmal eine Menge mehr: Alle drei Kanäle sind schaltbar, bei einem weiteren Tritt auf den jeweiligen Knopp werden die Voicings geschaltet. die Schalterstellung speichert der Schalter beim Kanalwechsel mit, man hat also eine Art Presetfunktion für jeden Kanal und damit im Prinzip einen 6-Kanaler. Angezeigt wird das pro Kanal per grüner bzw. roter LED, man kann also auch direkt erkennen, welches Voicing angewählt ist. Das ist doch mal was! Außerdem bietet der FS noch einen Boost von 6 dB , was am Amp ohne den Schalter einfach nicht geht. Also fast ein zweites Master Volume, zu guter Letzt kann mit dem Footswitch der Hall tatsächlich geschaltet werden, was ohne auch nicht vorgesehen ist.
- 2-way Footswitch

- USB Interface für Direktaufnahmen in die DAW (kenne ich bisher nur vom Blackstar ID:Core, hat mich gar nicht überzeugt)

Der Sound dieses Amps ist typisch Blackstar: The Sound in your Head. Der Cleankanal kann bissig und auch warm, mit einer Tele in Mittelstellung ist der sogar zum Niederknien. Die Zerre kann von British Blues bis übelstem Metal, die Klangregelung ist effektiv, der Charakter kann via ISF breit variiert werden, der Hall ist spitze und ja, auch hier sind 60 Röhrenwatt kaum auszuhalten. Ich bin ja eh Blackstar Fanboy, daher ist der SOnd jetzt keine Überraschung, sondern eine Bestätigung. Sind halt runder als die Marshalls, moderner und nicht so rauh und kantig.
Einziges, aber für mich verkraftbares Manko ist der 70/eighty Speaker, der einfach zu dünn und zu fisselig klingt. In meinem konkreten Fall hatte ich den Combo in den latzten Tagen immer an einer geschlossenen 2x12" mit V30 und Greenback. Ich habe dann heute mal umgesteckt auf den internen Celestion und das ist natürlich eine furchtbare Enttäuschung. Da kann man den Bassregler ganz aufziehen, es wird einfach nix mit dem gerade noch fetten und druckvollen, aber ausgewogenen Klang. Gut, ich könnte den Speaker jetzt noch tauschen, aber ich habe so viele andere Boxen und beim recording nehme ich eh der Einfachheit halber den emulated out, das schenke ich mir.

Fotos mache ich jetzt mal nicht, die optische Serienstreuung ist ja nicht sooo groß, da haben andere schon bessere Fotos gemacht:
Google Bildsuche vorbereitet
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.

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