Jimi Hendrix System Octave Fuzz

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
Antworten
Benutzeravatar
Batz Benzer
Beiträge: 19479
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:18
Wohnort: Sonic Marshall City

Jimi Hendrix System Octave Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 9. März 2024, 11:10

Ich liebe Ocatve Fuzzes; der Ton, der über den Hals-Pickup bei zugedrehtem Ton-Poti jenseits des 12. Bundes entsteht, hat für mich eine ungeheure Magie, erinnert mich irgendwie mehr an funky 70s Disco-Sounds als an Hendrix, obgleich er dank Roger Mayer ja mit dem ganzen Zinnober angefangen hat. :sabber:

Und ich liebe optische Ordnung auf dem Effekt-Board; aus beiden Gründen fiel meine Wahl aufs Jimi Hendrix Systems Octave Fuzz, welches ich aus zweiter Hand erwarb - es wurde wohl von 1990-2006 produziert -, um es auf die Tauglichkeit für mein Brot- und Butter-Board zu testen.

Denn: Schwarz und im üblichen kleinen Hammond-Format musste es sein; da kamen dann nicht viele bezahlbare Angebote in Betracht.

Bild

(Bildquelle: Audiofanzine)

Als das Pedal aus der sogenannten „Jimi Hendrix System“ Serie – den Markennamen Dunlop oder MXR sucht mensch hier vergebens - dann bei mir eintraf, gab es erst einmal große Ernüchterung: Äh, ernsthaft 'n 3,5mm-Klinke-Stromanschluss...? - Ich finde, dass der Verkäufer dies hätte erwähnen oder fotografieren müssen; beides war leider nicht der Fall. :roll:

Zumal es spätere Exemplare mit normalem Hohlstecker-Anschluss gibt; echt ärgerlich! :?

Aber kein KO-Kriterium, denn ich habe hier sowohl ein passendes Netzteil als auch einen Adapter, um das Fuzz übers Board mit Strom versorgen zu können. ;)

Der Form halber: Kleines, auffallend schweres Dunlop/MXR-Gehäuse rechts in, links out, Fußschalter, rote LED und zwei Potis für Volume und Fuzz; das war's!

Nun verhält es sich so, dass Octave Fuzzes zwar Gain-Möglichkeiten mit sich bringen, dies aber leider den Octave-Effekt verringert, so dass (nicht nur) ich diese Effekt-Gattung nicht als Stand Alone-, sondern Filter-Gerät verstehe, das vor eine Zerrung, klassischerweise den Amp, möchte.

Ergo gilt es hier, den perfekten Spagat aus genügend Sustain und dennoch ausreichendem Effekt zu finden; bei mir lautet diese Kompromisslösung Volumen auf 15h und Fuzz auf 9h.

Dann ertönt ein fieser, klirrender Fuzz, der aber satt mit bassigem Fundament unterfüttert ist, diesseits und besagter Synth-Ton-Effekt, der bisweilen an einen Ringmodulator erinnert, jenseits des 12. Bundes.

Und dieser fällt hier herrlich warm und im positiven Sinne topfig aus: Dave Hunter beschreibt dieses Octave Fuzz in seinem Buch „Guitar Effects Pedals“ als „thick, somewhat soft fuzz with good sustain-effect“, was meines Erachtens sehr zutreffend ist, wobei ich mir etwas mehr Sustain gewünscht hätte; dann wäre aber der herrlich-saubere oktavierte Solo-Ton in höheren Gefilden wieder korrumpiert.

Wer mehr Chaos und Dissens vom Gerät will, ist mit anderen Aggregaten besser bedient.



Die Nebengeräusche halten sich erfreulich zurück; erst ab ca. 16h-Stellung beider Potis setzt fröhliches Wasserfall-Rauschen ein, welches mir klar zu viel wäre, würde ich es so nutzen wollen, was aber nicht der Fall ist. ;)

Ich schätze des Stromanschlusses halber, dass die Maschine eher aus dem 20. denn unserem Jahrhundert stammt; für somit mindestens 25 Jahre hat sich das Pedal wacker gehalten, was der sehr robusten Verarbeitung zuzuschreiben ist: Eben typisch Dunlop/MXR! :thumbs:

Fazit: Das weicheste, wärmste und klarste Octave-Fuzz, das ich bisher unterm Fuß hatte; wer dergleichen sucht, wird hier maximal fündig! :thumbsup03:

Soll es hingegen mehr Chaos, Reibung, Ring-Modulator und Biss sein, gibt es passendere Mitbewerber.

Das aktuelle MXR Octavio schlägt mit 169€ zu Buche; das dürfte wohl auch in etwa ein solches „Jimi Hendrix System“-Pedal von Anno Dunnemals – es gab in der Serie noch ein rotes Germanium-Fuzz sowie ein Wah, an die ich mich spontan erinnern kann - heute aufrufen, zumal die Teile nicht so häufig anzutreffen sind wie andere.

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

Antworten