Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

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Batz Benzer
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Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 9. Februar 2021, 19:02

Folks,

ich habe derzeit zwei Strats hier; die Ex von Kershaw-Jörg und die Mumpitzsche Ex, beide brav käuflich erworben.

Und zwar in der Absicht, mir aus beiden die absolute Mega-Top-Über-Super-Duper-Strat zu basteln: Der 2-Ton-Korpus der Kershaw'schen sollte mit dem fetten Hals des Mumpitz-Aggregats vermählt werden, das "Abfallprodukt" sollte vakooft werden.

Heute bin ich extra früh aufgestanden, um vor der Arbeit noch umschrauben zu können, was tatsächlich knapp hingehauen hat.

Nicht hingehauen hat hingegen mein teuflicher Master-Plan: Vollkommen wirder Erwarten... klang das Abfallprodukt für meine Ohren besser! :shock:

Besser als die beiden Gitarren im Original-Zustand? - Schwer zu sagen, denn Zeit zum erneuten Wechsel hatte ich nicht. Ich glaube aber, dass das, was ich da jetzt als "Abfall-Produkt" zusammen geschustert habe, tatsächlich von allen vier Gitarren/Möglichkeiten bisher am besten klingt!

Na toll! - "Muss" ich jetzt eben die behalten... schaffe ich! :mrgreen:

Aber als ich dann am Ende die Hälse noch mal fest(er) verschrauben wollte, wurde ich Zeuge eines irritierenden Phänomens, dass uns Mäggy hier nicht erst ein Mal beschrieben hat: Die Gitarren klangen jeweils besser, wenn ich jeweils eine Sechzehntel-Drehung aus den vier Halsbefestigunsschrauben wieder heraus genommen, die Verbindung also gelockert habe! :o

Gehört wie gelesen hatte ich das schon ein paar Mal, das Phänomen aber nie mit eigenen Ohren nachvollziehen können. Bis heute...

Das ist ein echt deutlicher Unterschied: Mit den leicht gelösten Schrauben wird das Instrument klar offener und perkussiver, hat über den Hals-PU diese "hohle Süße", die wir so lieben und markantere Zwischenpositionen! :sabber:

Ziehe ich die Schrauben an, wird der Tonn gepresster (kompakter, nicht komprimierter! - Es "atmet" weniger.), mittiger, harscher und... unmusikalischer. :?

Lange Rede, kurzer Sinn: Martin hatte absolut recht! :thumbs:

Und ihr kriegt alle eine Aufgabe: Ausprobieren! ;)

Jetzt bin ich gespannt, was Ihr zum Thema zu sagen habt. :prost:

Liebe Grüße,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Deluxeplayer » Dienstag 9. Februar 2021, 19:33

Bester Batz!

Eine gute und eine schlechte Nachricht...

Die schlechte zuerst ;)

Die "absolute Mega-Top-Über-Super-Duper-Strat" hast du leider schon gehabt + aus - für mich unerfindlichen Gründen - wieder verkauft.
Das war die Blugi-Strat, die du in der Eifel dabei hattest :banana03:

Die gute Nachricht:
Batz Benzer hat geschrieben:
Dienstag 9. Februar 2021, 19:02
...Und ihr kriegt alle eine Aufgabe: Ausprobieren! ;) ...
Yep, hab´ ich - und ich bin da ganz bei dir, bzw. bei Maggie :thumbsup03: :prost:

Mit aufgezogenen + gestimmten Saiten dreht man die Halsschrauben hinten - "über Kreuz" - nochmal ein bisschen raus + (mit Gefühl!) wieder rein.
Danach natürlich nochmal kurz Stimmen - das wirkt (im Rahmen des Möglichen...) Wunder :thumbsup03:

LG - C.

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Batz Benzer
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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 9. Februar 2021, 19:39

Charismatischer Carsten!

Ich glaube, Du kennst meine andere "Blugi" noch nicht; die ist nämlich (für mich) noch besser! :mrgreen:

Ansonsten haste recht: Hätte ich ruhig behalten können! - Jetzt hat sie ein lieber Buden-Kollege, der sie zu schätzen weiß; alles gut! :prost:

Und wie schön, dass Du das auch kennst, bzw. so erlebt hast.

Liebe Grüße,

Batz.
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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Wizard » Dienstag 9. Februar 2021, 19:53

Etwas (minimalst) gelockert, muß der Ton rüberspringen (luftiger), fester angezogen rollt er einfach nur faul rüber (fetter). So seh ich das :P
Gruß Peter

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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von tommy » Dienstag 9. Februar 2021, 20:34

Wizard hat geschrieben:
Dienstag 9. Februar 2021, 19:53
Etwas (minimalst) gelockert, muß der Ton rüberspringen (luftiger), fester angezogen rollt er einfach nur faul rüber (fetter). So seh ich das :P
Endlich mal eine hochwissenschaftliche Erklärung zu dem Thema! :thumbsup03:

:danke:

:mrgreen:
LG, Tommy


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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Wizard » Dienstag 9. Februar 2021, 22:20

tommy hat geschrieben:
Dienstag 9. Februar 2021, 20:34
Wizard hat geschrieben:
Dienstag 9. Februar 2021, 19:53
Etwas (minimalst) gelockert, muß der Ton rüberspringen (luftiger), fester angezogen rollt er einfach nur faul rüber (fetter). So seh ich das :P
Endlich mal eine hochwissenschaftliche Erklärung zu dem Thema! :thumbsup03:

:danke:

:mrgreen:
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Gruß Peter

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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Magman » Dienstag 9. Februar 2021, 22:27

Sehr schön Micky und danke für deine Bestätigung :prost: ...und ich finde es klasse das Du das auch hörst und spürst. Denn das können nicht wirklich sehr viele.

Also ich hatte das, als mir der Jörg Tandler das mal vor Ort erklärt hatte erst mal für einen seiner schelmischen Witze gehalten. Dann aber nicht schlecht gestaunt, denn deutlichst hörbar! Er hat mir noch mehr vorgeführt damals. Shim unter den Hals, Böckchen am Tremolo höher und damit ein anderer Winkel. Die Strat wurde etwas drahtiger im Sound, das Sustain veränderte sich. Umgekehrt wurde sie etwas dunkler und direkter. Andere Federn (hart vs weich) in der Tremolokammer und wieder hatte sich was verändert. Das war wie in einer Strat-Hexenküche. Ich hatte in den 4 - 5 Stunden damals beim Tandler mehr gelernt als in den Jahren vorher. Man kann sehr viel erreichen, wenn man weiß wo man was den Tone betrifft hin möchte.

Micky was du da getan hast - die Halswechslerei - war einst mal ein Hobby von mir. Interessant was sich da für Unterschiede taten. Viele hielten mich für verrückt wenn ich bei Strats und auch Tellis gegeneinander die Hälse tauschte. Von daher kommt meine ganz eigene Erfahrung, das der Hals einer Gitarre maßgebend ist und mindestens 75 Prozent am Sound ausmacht. Die Pickups kommen da ganz zum Schluss und bilden dann sozusagen das i-Tüpfelchen bei einer „guten Strat“.
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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 9. Februar 2021, 22:36

Magman hat geschrieben:
Dienstag 9. Februar 2021, 22:27
Shim unter den Hals, Böckchen am Tremolo höher und damit ein anderer Winkel. Die Strat wurde etwas drahtiger im Sound, das Sustain veränderte sich. Umgekehrt wurde sie etwas dunkler und direkter.
Perfekt beschrieben, kann ich ebenfalls zu 100% bestätigen! :thumbsup03:

Ich habe ja so auch meine Jahre des Schraubens hinter mir und gerade zur Musikalienhandel-Zeit optimale Bedingen dafür vorgefunden. :mrgreen:

Mittlerweile habe ich ohne Zeitdruck einstellen und entdecken können: Beide Gitarren profitieren vom Halswechsel in meinen Ohren!

Spiele ich sie blind, erkenne ich sie am Hals, und nicht nur am bekannten Spielgefühl, sondern am identitätssiftenden Teil des Klangbildes; der Hals macht den Löwenanteil des Klanges einer E-Gitarre aus!

Der Korpus ist für mein Empfinden mit maximal 1/3 des Gitarren-Gesamtsounds dabei, wobei das natürlich immer noch 'ne Menge ausmacht.

Oder vielleicht besser beschrieben: Es ist als würde man in der Klangkette Gitarre > Amp den Speaker, bzw, die Box wechseln; das wäre eine mögliche Analogie. ;)

Jetzt habe ich ein neues Problem: Eigentlich mag ich beide behalten... :mad01: :tuete01:

:D ,

Batz.
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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Magman » Dienstag 9. Februar 2021, 22:55

Behalte sie erst mal, deinen Favoriten wirst du mit der Zeit finden Micky. Dann kannst du immer noch verkaufen, oder tauschen.

Ich könnte mir immer noch in den Arsch beißen diese Diego Strat verkauft zu haben. Ich hab damals glaube ich 7, oder 8 Hälse auf dem schönen Roterle Body probiert, bis ich meinen Sound gefunden hatte. Und der war einfach gigantisch. Hab ich seitdem wirklich so krass nie wieder erlebt. Und das waren ja alles die gleichen Hälse von Göldo, alle mit etwas anderer Maserung und Gewicht. Ach ja, die von der Maserung unspektakulären Hälse waren meist die allerbesten. Der schönste aller Hälse den ich je hatte - ein „extrem gevögelter“ Vogelaugenahorn-Hals war tonal der langweiligste.
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Re: Die Sache mit den Halsschrauben oder: Ich weiß, dass ich nix weiß!

Beitrag von Butterkräm » Mittwoch 10. Februar 2021, 09:21

Ich bin diese Tauscherei auch durch, immer und immer wieder - es ist der Hals, der am meisten ausmacht, da bin ich bei Euch! :thumbs:

Das mit dem etwas Lösen des Halses muß ich unbedingt auch noch mal probieren.
Allerdings habe ich bspw. einen Hals, der eben nicht passgenau in der Tasche sitzt, weil er schmaler ist. Und da fixiert man durch das Anziehen des Halses eben auch die Richtung, die er haben soll für einen gleichmäßigen Saitenverlauf. Löse ich jetzt hier die Schrauben, wenn auch nur leicht, kann ich den Hals durchaus wieder etwas in die Seiten ziehen, und das ist eben nicht gewollt! Geht also nur, wenn er kein Spiel in der Tasche hat, oder?

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