Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Produktion, Homerecording & PA
Benutzeravatar
Wizard
Beiträge: 7717
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 20:08
Wohnort: Düsseldorf

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von Wizard » Donnerstag 11. März 2021, 20:02

Tommy, ich denke mal, dass Rammstein in diesem Metier bereits vor vielen Jahren gezeigt haben wo der Hammer hängt.
Wollen neue Bands das auch erreichen? Nein, sie wollen das noch übertreffen und wen wundert es da wenn es nur noch das Ziel
"noch härter und brutaler" gibt.
Wir beiden fast Gleichaltrigen haben die beste Zeit der Rockmusik erlebt. Mir ist egal was heute angesagt ist. Vollkommen egal :shock:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

Duke

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von Duke » Donnerstag 11. März 2021, 22:36

tommy hat geschrieben:
Donnerstag 11. März 2021, 13:27
...
dürfte das Thema aber auch schon ganz gut abbilden:

Mmh, finde ich durchaus cool, ist aber jetzt nicht so modern oder ungewöhnlich - oder?
Den Style, in diversen Abwandlungen, gibt es im Metal ja schon seit 20 Jahren. :kopf_kratz01:

Unabhängig von der Qualität wirkt ja alles, was jetzt nicht "Classic-Rock" ist modern, wenn man mit Classic Rock sozialisiert wurde.
Independent ist ja mittlerweile auch min. 40 Jahre alt. Gilt ja hier z. T. als "zeitgenössisch".

Faktisch gibt es keine neue Musik mehr, sondern maximal Kombinationen aus bekannten Komponenten.
Finde ich persönlich gar nicht schlecht, so lange, wie die Songs passen.
Am Ende dreht sich alles, wie schon immer, nur um den Song und wie er präsentiert wird - das ist auch gut so. 8-)

Benutzeravatar
tommy
Beiträge: 11006
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 20:51
Wohnort: Norderstedt SH

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von tommy » Donnerstag 11. März 2021, 22:54

Hi Uwe,

mir ging es eigentlich vorrangig um die Art zu Mischen, die mir eine mir fremde Sichtweise aufzeigte und nicht so sehr um die Einordnung von Musikstilen.
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

Benutzeravatar
Magman
Beiträge: 17743
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:17
Kontaktdaten:

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von Magman » Freitag 12. März 2021, 07:53

Moin Tommy,

also ich kann mir vorstellen das man wohl verdammt gute Ohren braucht, um diese Art von Musik gescheit abzumischen. Da passiert halt dermaßen viel im gleichen Klangspektrum - sprich immer alles auf die 12 und nach vorne. Ich glaube das kann auch nicht jeder der an den Fadern zieht.

Zur Musik kann ich sagen: Das was ich hörte ist geil gespielt und auch echt geil gemischt - vor allem das Drum! Es ist aber meines Erachtens auch nichts absolut Neues, wenn man Black Sabbath gern und intensiv gehört hat - aber die jungen Wilden passt schon sehr gut. Vor allem auf den Gesang! Das ist schon ziemlich strange und zumindest für mich recht anstrengend auf Dauer - aber ich weiß, das muss so! Man freut sich regelrecht auf 'milde' Stellen in einem Song :P Deinem Sohn Paddy wünsche ich viel Erfolg mit seiner Band :prost: Und wer weiß, vielleicht sieht man sich ja mal und wir spielen zusammen einen Hard-Boogie-Death-Core-Swing :mrgreen:

Das auch die Alten auf "junge Wilden" machen können zeigt mir immer wieder der Herr Billy Gibbons, solo oder halt mit ZZTop. Man möge sich mal das 1999 erschienene Album XXX anhören. Da ist so viel Neues Wildes drin. War, oder ist mindestens genau so schwer abzumischen!

Dreadmonboogaloo ist so ein Ding. Laut machen ist Pflicht!

Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

Benutzeravatar
akustikgitarrist
Beiträge: 476
Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2014, 18:03

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von akustikgitarrist » Freitag 12. März 2021, 09:34

tommy hat geschrieben:
Donnerstag 11. März 2021, 13:27



Die schon veröffentlichte Auskopplung dürfte das Thema aber auch schon ganz gut abbilden:


Uff, ich muss unsagbar alt sein, intolerant oder ignorant oder alles auf einmal sein.
Ich kann leider nix zum Mix sagen - also irgendwie offtopic mein Beitrag.

Für mich ist jetzt selbst das Hören dieser Auskopplung eine arge Belastung. Ich bekomme da innerhalb einer Minute Beklemmungen. Nicht wegen des Mixes (ich weiß gar nicht ob man sowas mixen kann) sondern weil ich mir vorstelle, was sich im Seelenleben und in der Gedankenwelt dieser meist jüngeren Menschen abspielt, damit man sowas kreiert? Ich finde es unfassbar traurig. Ich habe mir noch in ein paar der anderen Songs reingehört und da erkennt man dann auch mal eine Art Melodie und kann teilweise die Texte verstehen, aber überallem schwebt diese fast schon selbstzerstörerische Hoffnunglosigkeit, Dunkelheit, Aggression und Angst. Dabei hat die Sprache Musik soviel zu bieten, ich hoffe nicht, dass die Musik das Leben der dieser Menschen ansatzweise reflektiert.

Ich buche jetzt erstmal nen Termin beim Therapeuten um eine evtl. posttraumatische Belastungsstörung auszuschließen. Uff...
:kopf_kratz01:
Herzliche Grüße,
Rolli
Meine Musik bekommt man
hier oder auch hier.
Und sie ist sehr schön. :D

Benutzeravatar
Falk_Couffer
Beiträge: 319
Registriert: Freitag 24. April 2020, 09:23
Kontaktdaten:

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von Falk_Couffer » Freitag 12. März 2021, 09:41

Hm, für mich zählt das als Thema eher zu "Entwicklung" des Metals...., und seine Folgen :-)
ich stecke da Generations-technisch betrachtet mitten drin. Zu Hochzeiten der NWOBHM war ich ca. 13 und habe seitdem die weiteren Entwicklungen immer mitverfolgen können... manchmal mehr oder weniger interessiert. Und diesbezüglich auch viele Diskussionen mit meinem 12 Jahre jüngeren Cousin diskutiert - der auch so´n Math- und Core-metal Typ ist, und selber auch viel produziert.
Angefangen hat das aus meiner Sicht Mitte der 80er, da fing man an brachialer zu produzieren...., nachdem die ersten Slayer, Metallica und Venom Scheiben gelaufen sind wollte man es noch brutaler und kompakter hinkriegen und man verband sich teilweise mit HipHop. Die Crossover-Metal Leute produzierten mechanisch, elektronisch, mit quantisierter Präzision - das wiederum hatte Einfluss auf die gesamte Metal-Produktion... tiefer Stimmen, 7-saitige Gitarren, 5 Saitige Bässe etc.... alles tiefer, mehr Zerre (und schon damit alleine weniger Dynamik, wie in den 70ern), Rectifier-Amps etc. Da kam dann schon das volle fette Brett rüber, wie man seinerzeit bei Rage Against The Machine und Konsorten feststellen konnte... und eben auch Rammstein oder Bands wie Paradise Lost und und und - bei Mathmetal kam dann noch eine ungeheure Virtuosität dazu und immer das volle Brett. Das Ganze wurde dann ja quasi Mainstream-tauglich ...., zog auch in die Schlager- und Popmusik ein. Rammstein o.ä. Bands kann man heute bei jedem Volksfest laufen lassen und die Dorfjugend freut sich um danach aber wieder in schönste Schlager-Glückseligkeit zu verfallen.
Es gab aber auch sehr schnell, als diese Art von Produktion Mainstream wurde, eine andere Bewegung, wo man wieder mehr auf Dynamik setzte und sich zurück besann... nur leider beim Metal nicht :-) So entstanden dann Bands wie White Stripes, die Black Keys etc. etc. und viele Rockbands produzierten auch wieder dynamischer und analog. Beim den Nostalgik-Metalern wurde sich dann zumindest teilweise wieder auf die 80er zurückbesonnen... aber so richtig haben sie das nicht hingekriegt wieder so zu produzieren wie seinerzeit - man spielte zwar wieder wie in den 80er, produzierte aber eher wie in den end-90ern... sonst wäre das für die Teenies auch nicht "krass" genug.

Unterm Strich ist es für mich einfach Handwerk, kann man so oder so machen - wie man es halt persönlich lieber mag... und Gibbons wollte es halt auch mal brachial - hat er ja auch gut hinbekommen. und ich finde ein gutes Beispiel wie man das alles gut unter einen Hut bringen kann, ist z.B. auch eine Band wie "Heisskalt", die "modern" und trotzdem nicht zu brachial produzieren... und zum mixen halte ich das im allgemeinen nicht für besonders schwierig, sondern eher einfacher als dynamisch zu mischen.

Benutzeravatar
Wizard
Beiträge: 7717
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 20:08
Wohnort: Düsseldorf

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von Wizard » Freitag 12. März 2021, 10:24

Im Gegensatz zum Rolli kann ich das durchaus hören und finde es auch gut.

Wie es mir ginge würde ich sowas jeden Tag hören kann ich mir kaum ausmalen. Ich hab früher jahrelang Korn gehört - gehört, nicht getrunken! -
und bin deshalb natürlich vorbereitet auf das was da kommt.
Es ist halt der Punk von heute und in kleinen Dosen für mich durchaus hörbar.
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

Benutzeravatar
tommy
Beiträge: 11006
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 20:51
Wohnort: Norderstedt SH

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von tommy » Freitag 12. März 2021, 10:27

Hi Rolli,

da treffen jetzt echt zwei musikalische Welten aufeinander! :lol: Ich hätte das Video mit einem Warnhinweis versehen sollen, sorry! :D

Aber ich kann Dich beruhigen, die meisten Metalcore Musiker aus dem Umfeld von Sohnemanns Band kenne ich persönlich. Die Bandmitglieder selbst haben meine Frau und ich auch schon mehrfach zuhause bewirtet. ALLE, ohne Ausnahme, sind äußerst höfliche, nette und intelligente Menschen. Keiner ist in irgendeiner Weise im Leben gescheitert oder isst Kinder. Kein Sex 'n Drugs o.Ä..
Ich muss sogar zugeben, dass mein Umfeld und ich in dem Alter ein ganz anderes Kaliber waren.
Klar ist die Musik brutal und verstörend. Die Eskalation ist aber absolut nicht im Sinne von Gewaltorgien zu sehen, sondern im Sinne von Achterbahnfahrt mit Looping. :mrgreen:
Ich würde für jeden der mir persönlich gut bekannten Jungs sofort meine Hand ins Feuer legen!
Klar amüsieren meine Frau und ich uns auch immer wieder über die riesige Diskrepanz zwischen der musikalischen Wirkung solcher "Freaks" und der Eloquenz ausserhalb ihrer Musik.
Mein Sohn bspw. vermisst hochgradig die Budentreffen mit uns "Alten". Die, die ihn kennengelernt haben, werden bestätigen können, dass er ein ganz Netter ist.
Er ist übrigens der Komponist, Mitgitarrist und "Brüllaffe" seiner Band! :lol:



@Falko:
Ein ganz wunderbares Essay zu dem Thema! :danke:
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

Benutzeravatar
Magman
Beiträge: 17743
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:17
Kontaktdaten:

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von Magman » Freitag 12. März 2021, 11:10

Tommy siehst du denn meinen Beitrag nicht? :roll:
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

Benutzeravatar
akustikgitarrist
Beiträge: 476
Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2014, 18:03

Re: Die jungen Wilden: Ein paar Gedanken und Erkenntnisse

Beitrag von akustikgitarrist » Freitag 12. März 2021, 11:27

tommy hat geschrieben:
Freitag 12. März 2021, 10:27

Klar ist die Musik brutal und verstörend. Die Eskalation ist aber absolut nicht im Sinne von Gewaltorgien zu sehen, sondern im Sinne von Achterbahnfahrt mit Looping. :mrgreen:
Ich würde für jeden der mir persönlich gut bekannten Jungs sofort meine Hand ins Feuer legen!
Klar amüsieren meine Frau und ich uns auch immer wieder über die riesige Diskrepanz zwischen der musikalischen Wirkung solcher "Freaks" und der Eloquenz ausserhalb ihrer Musik.
Mein Sohn bspw. vermisst hochgradig die Budentreffen mit uns "Alten". Die, die ihn kennengelernt haben, werden bestätigen können, dass er ein ganz Netter ist.
Er ist übrigens der Komponist, Mitgitarrist und "Brüllaffe" seiner Band! :lol:
Ja, ist klar. Keine Frage, dass die nett sind. Ich frage mich nur , was diese jungen Menschen dazubringt, fast ausschließlich so Zeugs zu spielen. Andererseits glaube ich , dass es wohl doch an mir liegt. Ich finde 98% der "normalen" Rockmusik auch verstörend.
@Wizard: Und ich würde Korn immer in flüssiger Form vorziehen....ich bin alt....und ziehe mir jetzt erstmal was zur Beruhigung rein:

Herzliche Grüße,
Rolli
Meine Musik bekommt man
hier oder auch hier.
Und sie ist sehr schön. :D

Antworten