Das ist für mich nicht Improvisation sondern InterpretationDiet hat geschrieben: Leute aus der Klassikschiene deuten "Improvisation" völlig anders.
Für die ist das der Umgang mit dem vorgegebenen Material.
Improvisation bedeutet dort nicht "welche Note spiele ich" sondern "wie spiele ich die Note".
So hab ich das jedenfalls bisher erfahren.
Gruß Diet
Improvisation
Re: Improvisation
Lust ist, wenn ich spiele. Frust ist, wenn ich mich höre
Re: Improvisation
Wahre WorteLoki hat geschrieben:Das ist für mich nicht Improvisation sondern InterpretationDiet hat geschrieben: Leute aus der Klassikschiene deuten "Improvisation" völlig anders.
Für die ist das der Umgang mit dem vorgegebenen Material.
Improvisation bedeutet dort nicht "welche Note spiele ich" sondern "wie spiele ich die Note".
So hab ich das jedenfalls bisher erfahren.
Gruß Diet
Sorry Diet. Ich glaube auch du hast da die Worte verwechselt
Gruß Peter
immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<
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Re: Improvisation
Moin,Wizard hat geschrieben:Wahre WorteLoki hat geschrieben:Das ist für mich nicht Improvisation sondern InterpretationDiet hat geschrieben: Leute aus der Klassikschiene deuten "Improvisation" völlig anders.
Für die ist das der Umgang mit dem vorgegebenen Material.
Improvisation bedeutet dort nicht "welche Note spiele ich" sondern "wie spiele ich die Note".
So hab ich das jedenfalls bisher erfahren.
Gruß Diet
Sorry Diet. Ich glaube auch du hast da die Worte verwechselt
neenee
ich seh das ja auch so wie ihr, hab das aber tatsächlich genau so mehrmals in Gesprächen erlebt.
Ganz konkret mit einer Violinistin und mit einer Cellistin.
Wie dem auch sei. Fakt ist aber tatsächlich, dass ein klassisch ausgebildeter Mucker ohne Noten in den seltensten Fällen klar kommt,
wenn er mit einer Band mal eben spontan in in irgendeiner Tonart losjammen soll
Zumindest im Semiprofibereich.
Gruß Diet
- akustikgitarrist
- Beiträge: 476
- Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2014, 18:03
Re: Improvisation
Frohes Nachfest allerseits,
ich äusser mich auch mal ganz kurz zum Thema, weil ich gerade u.a. auch einen ausgebildeten Klassik-Gitarristen (und früheren Jugend Musiziert-Preisträger) unterrichte. Ich glaube, dass dieser etwas eingeschränkte Zugang zum freien Spiel bei "Klassikern" wohl darin begründet liegt, dass man vorallem werktreu interpretiert, auf Fähigkeiten wie Blattspiel getrimmt wird und einem bestimmten Klangideal nachstrebt. Freies Spiel findet/ fand im Studium klassischer Instrumene kaum statt, aber auch das ändert sich. Den Klassiker ins freiere Spiel, sowohl rhythmisch und harmoniebezogen, zu lenken ist ein Knochenjob, weil man natürlich nach Jahrzehnten in der rein klassischen Welt immer wieder in die gewohnten "Manieren" und Ideale verfällt.
Wie auch immer, ich glaube Grundvoraussetzung für "gelungene" Improvisation ist vorallem, dass man was zu sagen hat. Ist das nicht der Fall endet es meist in "Gedudel". Es gehört also wie beim Komponieren eine Idee/Vision dazu. Ich will jetzt nicht die Rock/Popmusik oder Blues dissen, aber oftmals ist das harmonische Fundament so simpel gestrickt (Sweet Home A. etc) dass ich da manchmal gar nicht von Improvisation sprechen will. Oft werden die immer gleichen Floskeln rausgehauen, die für viele scheinbar Grundlage der musikalischen Sozialisation geworden sind. Wenn dann aber Harmonien und Strukturen komplexer werden, benötigt man nach meiner Meinung mehr musik-theoretische Bildung oder muss einfach sehr, sehr talentiert sein und also komplexe Dinge emotional sehr schnell umsetzen können.
Musik ist eine Sprache und die Improvisation ist halt eine Ad-Hoc Unterhaltung. So wie im normalen Leben kann diese Unterhaltung nur Gebabbel (=sinnloses Gedudel) sein, nur aus Worthülsen (=Licks, Licks, Licks) bestehen oder auch viel Tiefe (=musikalischer Inhalt) besitzen
Und so wie man Sprache und gute Unterhaltung erlernen kann, kann man auch Improvisation erlernen und natürlich helfen Lehrbücher, Lehrer, Kopieren von Vorbildern und andere Medien sehr stark dies zu erreichen. Sie sind aber nur ein Aspekt. Gemeinsames Musizieren gehört ebenso dazu.
ich äusser mich auch mal ganz kurz zum Thema, weil ich gerade u.a. auch einen ausgebildeten Klassik-Gitarristen (und früheren Jugend Musiziert-Preisträger) unterrichte. Ich glaube, dass dieser etwas eingeschränkte Zugang zum freien Spiel bei "Klassikern" wohl darin begründet liegt, dass man vorallem werktreu interpretiert, auf Fähigkeiten wie Blattspiel getrimmt wird und einem bestimmten Klangideal nachstrebt. Freies Spiel findet/ fand im Studium klassischer Instrumene kaum statt, aber auch das ändert sich. Den Klassiker ins freiere Spiel, sowohl rhythmisch und harmoniebezogen, zu lenken ist ein Knochenjob, weil man natürlich nach Jahrzehnten in der rein klassischen Welt immer wieder in die gewohnten "Manieren" und Ideale verfällt.
Wie auch immer, ich glaube Grundvoraussetzung für "gelungene" Improvisation ist vorallem, dass man was zu sagen hat. Ist das nicht der Fall endet es meist in "Gedudel". Es gehört also wie beim Komponieren eine Idee/Vision dazu. Ich will jetzt nicht die Rock/Popmusik oder Blues dissen, aber oftmals ist das harmonische Fundament so simpel gestrickt (Sweet Home A. etc) dass ich da manchmal gar nicht von Improvisation sprechen will. Oft werden die immer gleichen Floskeln rausgehauen, die für viele scheinbar Grundlage der musikalischen Sozialisation geworden sind. Wenn dann aber Harmonien und Strukturen komplexer werden, benötigt man nach meiner Meinung mehr musik-theoretische Bildung oder muss einfach sehr, sehr talentiert sein und also komplexe Dinge emotional sehr schnell umsetzen können.
Musik ist eine Sprache und die Improvisation ist halt eine Ad-Hoc Unterhaltung. So wie im normalen Leben kann diese Unterhaltung nur Gebabbel (=sinnloses Gedudel) sein, nur aus Worthülsen (=Licks, Licks, Licks) bestehen oder auch viel Tiefe (=musikalischer Inhalt) besitzen
Und so wie man Sprache und gute Unterhaltung erlernen kann, kann man auch Improvisation erlernen und natürlich helfen Lehrbücher, Lehrer, Kopieren von Vorbildern und andere Medien sehr stark dies zu erreichen. Sie sind aber nur ein Aspekt. Gemeinsames Musizieren gehört ebenso dazu.
Re: Improvisation
Ein interessanter Fred, das hier.
Jeder sieht das wohl anders und aus seiner Erfahrungssicht.
ICH improvisiere/interpretiere nur. Bei den unzähligen Coverstücken die wir spielen, spiele ich jedesmal anders. Der Schlagzeuger weicht ein wenig ab, der Bassmann intoniert anders etc.. Dann höre ich das und setze das in gespieltes Gefühl um. Ebenso bei Solis. Die Interaktion mit meinen Kollegens bringt jedesmal leicht abgewandelte Ergebnisse.
Oft bekomme ich zu hören: Ey, das war goil, das solltest Du jetzt jedesmal so machen. Kann ich aber nicht, weil das nur so war, weil meine Bandkollegens mich dorthin geführt haben. Tun sie das nicht, kann ich's auch nicht wiederholen.
Es ist seltsam, aber ich fühle mich damit sehr wohl. So bleibt alles spannend.
Spiele ich mit mir alleine, bin ich ebenso von mir selber und meinen Stimmungen abhängig.
Und ja, Musiktheorie ist bis zu einem gewissen Grad sehr wichtig. Ja sogar unerlässlich. So kann ich verstehen was ich da tue, oder auch herleiten, warum etwas gut oder garnicht klingt. Daraus und aus dieser Erkenntnis entsteht wieder Neues. Immer noch, nach unzähligen Jahren ...
Jeder sieht das wohl anders und aus seiner Erfahrungssicht.
ICH improvisiere/interpretiere nur. Bei den unzähligen Coverstücken die wir spielen, spiele ich jedesmal anders. Der Schlagzeuger weicht ein wenig ab, der Bassmann intoniert anders etc.. Dann höre ich das und setze das in gespieltes Gefühl um. Ebenso bei Solis. Die Interaktion mit meinen Kollegens bringt jedesmal leicht abgewandelte Ergebnisse.
Oft bekomme ich zu hören: Ey, das war goil, das solltest Du jetzt jedesmal so machen. Kann ich aber nicht, weil das nur so war, weil meine Bandkollegens mich dorthin geführt haben. Tun sie das nicht, kann ich's auch nicht wiederholen.
Es ist seltsam, aber ich fühle mich damit sehr wohl. So bleibt alles spannend.
Spiele ich mit mir alleine, bin ich ebenso von mir selber und meinen Stimmungen abhängig.
Und ja, Musiktheorie ist bis zu einem gewissen Grad sehr wichtig. Ja sogar unerlässlich. So kann ich verstehen was ich da tue, oder auch herleiten, warum etwas gut oder garnicht klingt. Daraus und aus dieser Erkenntnis entsteht wieder Neues. Immer noch, nach unzähligen Jahren ...
Von meinem Commodore 64 gesendet
Re: Improvisation
Deswegen liebe ich ja auch so die Beatles-Songs: klare Strukturen, viele Gitarrenspuren - so das man
gar nicht erst auf die Idee kommt, improvisieren zu müssen, denn das würde den Song stören...
Es kommt meiner Meinung nach auf den Musikstil an: bin ich in einer Blues-Kapelle, dann bin ich
improvisatorisch gefordert, wohingegen in einer Coverband "freie Töne" verfehlt klingen können, da sie
den allseits bekannten Song verfremden.
Im Jazz hingegen helfen Blues-Improvisationsfähigkeiten nicht weiter, da es dort derart
vertrackt rhythmisch u. harmonisch zugeht, das dort sofort der rote Bereich der tonalen Überforderung
erreicht ist...! (Deswegen gibt es ja unzählige Blues-Combos, da die Pentatonik von fast jedem
zu erlernen ist )
Improvisation kann ich als Gitarrist allerdings auch nur Lernen, wenn ich regelmässig (!) mit anderen musiziere.
Nur so lerne ich, ob und was paßt (das ist doch das Problem mit den Backing Tracks, das man dazu neigt, diese
vollzuspielen. Mit Mitmusikern ist das dann jedoch wieder viel zu viel gespielt).
Wichtig ist jedoch das man sich vor Augen halten sollte, das viele (!) Wege zum Ziel führen
Grüsse
Rainer
gar nicht erst auf die Idee kommt, improvisieren zu müssen, denn das würde den Song stören...
Es kommt meiner Meinung nach auf den Musikstil an: bin ich in einer Blues-Kapelle, dann bin ich
improvisatorisch gefordert, wohingegen in einer Coverband "freie Töne" verfehlt klingen können, da sie
den allseits bekannten Song verfremden.
Im Jazz hingegen helfen Blues-Improvisationsfähigkeiten nicht weiter, da es dort derart
vertrackt rhythmisch u. harmonisch zugeht, das dort sofort der rote Bereich der tonalen Überforderung
erreicht ist...! (Deswegen gibt es ja unzählige Blues-Combos, da die Pentatonik von fast jedem
zu erlernen ist )
Improvisation kann ich als Gitarrist allerdings auch nur Lernen, wenn ich regelmässig (!) mit anderen musiziere.
Nur so lerne ich, ob und was paßt (das ist doch das Problem mit den Backing Tracks, das man dazu neigt, diese
vollzuspielen. Mit Mitmusikern ist das dann jedoch wieder viel zu viel gespielt).
Wichtig ist jedoch das man sich vor Augen halten sollte, das viele (!) Wege zum Ziel führen
Grüsse
Rainer
Re: Improvisation
Für sowas finde ich Looper klasseMintage hat geschrieben: Improvisation kann ich als Gitarrist allerdings auch nur Lernen, wenn ich regelmässig (!) mit anderen musiziere.
Nur so lerne ich, ob und was paßt (das ist doch das Problem mit den Backing Tracks, das man dazu neigt, diese
vollzuspielen. Mit Mitmusikern ist das dann jedoch wieder viel zu viel gespielt).
Lust ist, wenn ich spiele. Frust ist, wenn ich mich höre
Re: Improvisation
Warum nicht? Ein paar Beatlessongs haben wir im Repertoire. Die klingen nach uns. Wir mögen es nicht so ganz glatt wie im Original und die Loite erkennen sie trotzdem.Mintage hat geschrieben:Deswegen liebe ich ja auch so die Beatles-Songs: klare Strukturen, viele Gitarrenspuren - so das man
gar nicht erst auf die Idee kommt, improvisieren zu müssen, denn das würde den Song stören...
Freie Töne? Nee, Tonart, und die Mischung der Scales müssen schon stimmen --> Musiktheorie.Mintage hat geschrieben:..., wohingegen in einer Coverband "freie Töne" verfehlt klingen können, ...
Pentatonik alleine reicht nie! Die Mischung der zugehörigen Scales macht es. Gepaart mit dem passenden Rhythmus. Dann klappt's auch mit dem Jazz ...Mintage hat geschrieben: Im Jazz hingegen helfen Blues-Improvisationsfähigkeiten nicht weiter, da es dort derart
vertrackt rhythmisch u. harmonisch zugeht, das dort sofort der rote Bereich der tonalen Überforderung
erreicht ist...! (Deswegen gibt es ja unzählige Blues-Combos, da die Pentatonik von fast jedem
zu erlernen ist )
...
Von meinem Commodore 64 gesendet
Re: Improvisation
Nein, das ist zu absolut formuliert. Ich hab das Improvisieren ausschließlich mit Backingtracks erlernt.Mintage hat geschrieben:Improvisation kann ich als Gitarrist allerdings auch nur Lernen, wenn ich regelmässig (!) mit anderen musiziere.
Nur so lerne ich, ob und was paßt (das ist doch das Problem mit den Backing Tracks, das man dazu neigt, diese vollzuspielen. Mit Mitmusikern ist das dann jedoch wieder viel zu viel gespielt).
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Re: Improvisation
... ich würde noch ergänzen, das Improvisieren zum Backingtrack aufzunehmen und sich dann auch mal anzuhören ... da hört man dann auch ohne Mitmusiker extrem schnell ob "es passt" und "zu viel" ist ... würde ich wieder mehr machen wenn ich die Zeit hätte ...FretNoize hat geschrieben:Nein, das ist zu absolut formuliert. Ich hab das Improvisieren ausschließlich mit Backingtracks erlernt.Mintage hat geschrieben:Improvisation kann ich als Gitarrist allerdings auch nur Lernen, wenn ich regelmässig (!) mit anderen musiziere.
Nur so lerne ich, ob und was paßt (das ist doch das Problem mit den Backing Tracks, das man dazu neigt, diese vollzuspielen. Mit Mitmusikern ist das dann jedoch wieder viel zu viel gespielt).
notasis - Oasis Tribute Band