Der Gitarrenhals und die merkwürdige Greifhand

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tommy
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Re: Der Gitarrenhals und die merkwürdige Greifhand

Beitrag von tommy » Sonntag 12. September 2021, 12:44

Paulasyl hat geschrieben:
Sonntag 12. September 2021, 09:56
Ich halte den Daumen je nach Spielsituation, wenn der kleine Finger nicht nennenswert gebraucht wird, ist die Faust drum, bei Barreè iiegt der Daumen im Sitzen unten am Hals, im Stehen dahinter, bei Licks mit kleinem Finger (aka Tonleitern) an der Oberkante bis Halsmitte, bei Bendings je nachdem.
Moin,

das sieht bei mir ähnlich aus. Allerdings ist bei mir beim normalen Grundakkordspiel nie die ganze Faust drum, sondern immer nur der Bereich zwischen Daumen und unterem Zeigefinger.
Ich habe mal versucht, die ganze Handfläche zu nehmen. Da fiel mir auf, dass ich die Plainsaiten nicht mehr richtig erreiche und der Hals aufgrund der größeren Anlagefläche etwas bremst. Ist wohl dem Umstand geschuldet, dass ich ziemlich lange Finger habe und keine allzu dicken Hälse spiele.
Ich würde meine Handhaltung als "Kneifzange" bezeichnen.
Dieters bspw. eher als "Schraubstock". :D

Da fällt mir noch ein:
Der Umstand, wie hoch oder tief die Gitarre hängt, dürfte sich auch noch stark auf die Handhaltung und die haptischen Wahrnehmungen auswirken.
Überhaupt reift in mir zunehmend die Erkenntnis, dass die gesamte Spielhaltung, bedingt durch die Form der Gitarre, Länge des Gurtes, sitzend, stehend etc., die Handhaltung und somit die Halsvorlieben stark mitbestimmen. Und natürlich der Körperbau des Spielers selbst sowie der Musikstil.
Das würde auch erklären, warum es Gitarristen gibt, die unterschiedliche Hälse bei unterschiedlichen Gitarren anstreben.

Steile These? :kopf_kratz01:
LG, Tommy


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setneck
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Re: Der Gitarrenhals und die merkwürdige Greifhand

Beitrag von setneck » Sonntag 12. September 2021, 14:31

Im Laufe der Jahre habe ich eine Vorliebe für unlackierte Hälse entwickelt. Früher hat mich bei lackierten Hälsen oft gestört, dass das Rutschen der Greifhand beim Schwitzen schwer kontrollierbar war - brems - rutsch - brems... etwa wie bei einem frisch geputzten Boden.
Als ich meine erste Gitarre mit Palisanderhals bekam, war das in dem Punkt der Einstieg in eine neue Welt. Was für ein Spielgefühl! Dazu noch ein kräftigeres Halsprofil - aber: dat krimmer säpter...
Dann hörte/las ich immer wieder (u.a. von Martin), dass mancher den Hals entlackt/entlacken lässt. Hat mich erstmal gechockt - wozu lackiert man denn, Schutz etc.!? Da mich der Lack aber immer wieder störte , musste dann meine gute Konzertgitarre den Kopf (?) hinhalten. Das Ergebnis war mehr als zufriedenstellend. Konsequenterweise mussten nun noch mehr Hälse nackig gemacht werden. Die Zahl der naturbelassenen Palisanderhälse und der entlackten hält sich in etwa die Waage. EInen aus Katalox hab ich noch...

Halsprofil - darüber habe ich mir anfangs keine gedanken gemacht, ich hatte genau eine E-Gitarre (Ibanez MC), dazu kam dann eine 77er LP Custom, die hatte quasi das gleiche Profil. Ich habe nur wenig auf "fremden" Gitarren gespielt, die waren dann auch irgendwie "ungewohnt". Nach vielen Jahren gesellte sich dann eine PRS Santana II dazu, etwas klobiger Hals, war aber gut spielbar. Dann folgten eine PRS mit "standard" Profil und einige mit "wide fat". Hier glaubte ich angekommen zu sein, ist einfach super bequem. Daraus entwickelte sich "pattern", hat die gleichen Maße, ist m.E. aber etwas anders gerundet. Geht für mich auch sehr gut (wide fat bevorzugt). Inzwischen gibt es Modelle mit "pattern vintage". Was soll ich sagen, das ist es! Ist für die Greifhand wie ein bequemer Fernsehsessel.
Insgesamt habe ich mich auf kräftige Halsprofile eingeschossen, das Dickste hat meine Maybach Lester 58, da könnte an den Seiten eine Winzigkeit weniger sein. Meine R9 und meine Knaggs Keya haben ähnlich "59er" Profile, da könnte noch ein Millimeter Dicke dazu, aber auch so sind die für mich klasse. Spielen kann ich so ziemlich auf jedem Hals - aber es soll ja zur Freude gereichen!

Abgerundete Bundenden sind ein Muss! Hab ich an meiner o.g. Ibanez seinerzeit selbst gemacht. Später hab ich das an den Gitarrenbauer meines Vertrauens abgetreten.

Meine Handhaltung deckt sich mit der von paulasyl beschriebenen. Meine Schweißabsonderungen halten sich meist in Grenzen.

Last but not least trage ich den Gurt kurz, die Gitarre also eher hoch, was eigentlich einer klassischen Handhaltung zugute kommt. Die benutze ich aber nur an der Konzertgitarre. Man ist ja auch noch Rocker. 8-)
Schöne Jrööss,
Thomas

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tommy
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Re: Der Gitarrenhals und die merkwürdige Greifhand

Beitrag von tommy » Sonntag 12. September 2021, 15:13

Hier meine Handhaltungen (etwas merkwürdig verkrampft, weil ich auf der Couch sitzend gleichzeitig fotografieren musste).

Grundakkord...für mich angenehm weil Streckungen einfacher
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Grundakkord...unangenehm weil Streckungen nicht möglich
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Powerchord...angenehm weil Streckungen und Slides einfacher
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Powerchord...unangenehm weil Streckungen und Slides schwieriger
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Single Notes...angenehm weil Streckungen, Erreichbarkeit der Plainsaiten, Druckaufbau und Geschwindigkeit einfacher
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Single Notes...o.g. alles nicht
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Da ich, wie Ihr seht, nie vollflächig meine Handfläche bevorzugt auflege, komme ich aus zuvor genannten Gründen bestens mit glatt lackierten Hälsen klar. Ebenso mit unterschiedlichen Profilen, solange sie nicht zu dick sind.
Wichtiger sind ein smoother Griffbrett Übergang und gut entgratete Bundenden.

Ein Punkt noch:
Je weiter die Greifhand nach rechts (Rechtshänder) gerät, desto mehr entsteht eine Kippneigung der Hand in Richtung "vollflächig".
Das wird auch bestimmt durch die Gitarrenform und die Haltung derselben.
LG, Tommy


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Re: Der Gitarrenhals und die merkwürdige Greifhand

Beitrag von Wizard » Sonntag 12. September 2021, 16:10

Hey Tommy, das sind ja tolle Bilder! Dafür gibt es mindestens den hier Bild

Mit den meisten deiner Griffhaltungen geh ich d'accord (wie doch dieses Wort hier zum Thema passt stell ich grad fest) :P

Nur die Power Chords greif ich anders: Daumen auf Halsrückseite und die offene Seite dämpfe ich indem ich den Zeigefinger etwas höher
schiebe, so dass er die offene Saite dämpft. Außerdem liegt der Zeigefinger bei mir mehr als dass er aufgesetzt ist.

Und ja, scharfe Bundenden gehen gar nicht, und der Übergang Griffbrett/Hals muß "fließend" und nicht eckig oder so sein.
Gruß Peter

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Re: Der Gitarrenhals und die merkwürdige Greifhand

Beitrag von tommy » Sonntag 12. September 2021, 17:50

Die offene Saite dämpfe ich mit dem Daumen.
LG, Tommy


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Re: Der Gitarrenhals und die merkwürdige Greifhand

Beitrag von Wizard » Sonntag 12. September 2021, 17:59

tommy hat geschrieben:
Sonntag 12. September 2021, 17:50
Die offene Saite dämpfe ich mit dem Daumen.
:thumbsup03:
Gruß Peter

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