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von Auge » Sonntag 3. Januar 2021, 12:15
Hallo Leute ich klink mich hier rein und halte fest, dass ich den Faden nicht komplett durchgelesen habe.
Es ist spannend, dass es in der Saxophonwelt gar keine Diskussion gibt ob man Musiktheorie zum Improvisieren braucht oder nicht. Weiters gibts auch die Frage ob man Noten lesen lernen soll nicht.
Beides wird, verwundert ob der Frage, mit JA beantwortet.
Warum?
Am Sax kann ich visuell (Am Griffbrett - logisch) gar nix tun. Ich muss wissen welche Akkordtöne ich erreichen muss. Muss Leit und Zieltöne im Kopf haben. Und das in 12 Tonarten wenn möglich weil ich nix verschieben kann wie am Griffbrett.
Nun, das soll das Problem der Saxophonisten sein.
Auf der Gitarre ist es trotz allem (Widerstand) unheimlich hilfreich wenn man das Gerüst der Musiktheorie ansatzweise beherrscht. Spätestens bei Jazzstandards ist es nämlich vorbei mit der reinen Ohrendudelei. Und wer jetzt sagt, dass dieser oder jener Musiker gesagt hätte dass Theorie nicht wichtig sei, dann sind das oft Leute die genau diese Theorie drauf hatten.
Die Therie ist nämlich nur so lange eine Theorie bis sie zur Praxis wird. Und da wirds komplizierter mit den Ansätzen.
Im Auftrag meines Saxprofessors an der Jazzuni Linz musste ich II-V-I Verbindungen üben. Mit oder ohne Tritonussusbtitution. Stur nach Schema durch den Quintenzirkel. Ich habe es gehasst. Und fand es sinnlos. Da ich grade auf einen (Lehrer-) Job wartete hatte ich Zeit und hab echte 6-8 Stunden Übeeinheiten geschafft. IRealB programmiert und los gings. erfolg? Nada. Ich konnte keine Verbesserung meiner Improvisationen erkennen. Das ist aber nicht das Ende der Geschichte. Es hat fast ein Jahr gedauert bis ich bemerkte, dass ich plötzlich in den Changes bleiben kann im Jazz und die Akkordtöne als Raster in meinem Kopf entstehen und so als Gerüst zur Verfügung stehen.
Nun bin ich kein Fan der Jazzgitarre, dort mag ich mein Sax.
Allerdings habe ich dadurch auch auf der Gitarre gelernt, dass man zusätzlich zum Bauchgefühl auch noch Spielwitz einbauen kann der durch Musiktheorie gestützt wird die ja eh automatisch da ist. Dadurch hab ich das Griffbrett soweit kennengelernt, dass ich heute, auf meine alten Tage, auch einfachere Stücke nach Noten vom Blatt hinbekomme.
Was will ich damit sagen. Ich bin ein großer Befürworter der Musiktheorie wenn sie zur Praxis heranreift und sich automatisiert. Is wie beim Lesen. Wenn mans kann braucht man nur noch hinsehen.
Leider, und das wird den ein oder anderen von Euch abschrecken, neigen Musiker dazu Musiktheorie als Waffe zu verwenden um Ihre eigene Überlegenheit zu beweisen. Sprechen dann in Kauderwelsch der beeindrucken soll.
Und wie viele Dinge beginnt Musiktheorie ja nicht im Jazz sondern im Pop und Blues. Und dann kann man sich über den Jazzblues weiterhandeln wenn man das möchte. Ich warne nur, dass es wie in vielen Gefilden des Wissens ist.
Je mehr man weiss, desto mehr weiss man was man nicht weiss.
So long.
Schönen Sonntag noch.
Auge